Work in progress..
Da wir bisher nicht genügend Kapazitäten haben, konzentrieren wir uns vorerst insbesondere auf antihegemoniale Bildungsarbeit im digitalen Raum, um diese dann nach Möglichkeit auf Veranstaltungen in der Szene auszuweiten. Aber vorerst liegt unser Ziel darin, FLINTA* zu unterstützen, sich den digitalen Raum in der Community anzueignen.
Deswegen hier auch nochmal der Aufruf an euch: Wir freuen uns nicht nur über eure Beiträge, Geschichten und Statements, sondern auch auf FLINTA* Punks, die Bock haben, mit uns weiter an unserem Projekt zu arbeiten.
In unserer Vorstellung werden wir als zukünftiges RAGE&LOVE Kollektiv bei Konzerten und Punk-Veranstaltungen mit einem Infostand und einem kurzen Input vor Ort sein. Aus der Szene wurde uns außerdem der Bedarf an zusätzlichen Awareness-Teams rückgemeldet. Ziel ist es dahingehend, weiterhin mit euch ins Gespräch zu kommen und Wege aufzuzeigen, wie geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt überwunden werden kann. Unser Fokus liegt dabei nicht darauf aufzuzeigen, dass geschlechtsspezifische Gewalt in der Punkszene existiert. Wir möchten vielmehr Praktiken, Strategien und konkrete Handlungsmethoden vorstellen, wie geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt verhindert werden kann. Zentral können hierbei Ansätze wie Community Accountability und Transformative Justice sein. Zudem möchten wir euch als FLINTA*s im weitesten Sinne empowern und euch ermutigen, aktiv in der Szene zu partizipieren.
Awareness
Was ist Awareness und woher kommt es?
Das Konzept stammt ursprünglich aus der Zweiten Frauenbewegung, die in den 70er und 80er Jahren fehlende Rechte für FLINTA-Personen thematisierte und politisch dagegen vorgingen. Der betroffenenzentrierte Ansatz soll strukturelle Gewalt durch das Patriarchat verhindern. Somit lässt er sich nicht ohne den Entstehungshintergrund einer antidiskriminierungspolitischen Praxis als ein Kampf um die Anerkennung von Minderheitenrechten und Antidiskriminierung verstehen. Als zentrales Mittel wird die Entwicklung von Bewusstsein über die Auswirkungen gesellschaftlicher Machtverhältnisse verstanden, die insbesondere für benachteiligte Personen und Gruppen wie auch Einzelne, deren Identitätsansprüche nach wie vor umkämpft sind, von enormer Bedeutung sind. Awareness verlangt Anerkennung von emotionalen Erfahrungen und Bedürfnissen. Seitdem hat sich der Begriff und seine Verwendung als Konzept vor allem innerhalb links-aktivistischer Kreise und sozialer Bewegungen ausgeweitet. In Deutschland formulierten die Berliner Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt Tauwetter e.V. und Wildwasser e.V. den betroffenenkontrollierten Ansatz, der primär die Perspektive der Betroffenen gegenüber professionellen Ansätzen aufwertet und Unterstützung Betroffener durch Betroffene fördert.[1]
Grundlage dessen ist die in der Zweiten Frauenbewegung formulierte Definitionsmacht. Die feministische Aktivistin Ann Wiesental, die das Handbuch „Antisexistische Awareness“ veröffentlichte, macht anhand des feministischen Gewaltbegriffs deutlich, dass nur die betroffene Person definieren kann, was ihr widerfahren ist. Demnach müssen keine objektiven Kriterien erfüllt sein, die die Gewalterfahrung definieren.[2] Strukturelle Gewalt erfordert außerdem Solidarität mit den Betroffenen. Awareness-Konzepten ist deswegen das Prinzip der Parteilichkeit inhärent, dass aktiv darauf abzielt geschützten Raum zu schaffen, in dem Betroffene sich der Unterstützung sicher fühlen können, da sich parteilich auf die Seite der Marginalisierten oder Betroffenen gestellt wird.[3]
„Some people think little girls should be seen and not heard. But I think, ‚Oh Bondage, up yours!‘
Bereits 1977 sang Poly Styrene von den X-Ray Spex von den Fesseln des Patriarchats. Und damit steht sie für alles, was Punk ist und sein soll: Punk ist für uns ein Sprachrohr. Punk ist emanzipatorisch.
Awareness-Konzepte können unterschiedlich aussehen. Ein Awareness-Konzept für einen Raum oder eine Veranstaltung zu haben, bedeutet, sich im Kampf gegen Diskriminierung mit Betroffenen zu solidarisieren und einen Raum zu schaffen, in dem sich alle wohl fühlen können. Wir verstehen Diskriminierung dabei immer intersektional.
Die Punkszene war immer schon ein Schutzraum für Menschen, die sich im gesellschaftlichen Mainstream unwohl gefühlt haben oder Anhänger*innen einer marginalisierten Gruppe sind. Da ebendies nicht der Realität von Flinta*-Personen entspricht, benötigt es geeignete Konzepte, um Schutz und Safe-Spaces innerhalb der Szene zu ermöglichen und somit zu einer tatsächlichen Veränderung der Alltagsrealität beizutragen. Neben allgemeinen Überlegungen wie ein Kollektiv mit sexualisierter Gewalt verfahren möchte, eignen sich konkrete Awareness-Konzepte vor allem für Veranstaltungen.
[1] Geschichte der Awareness-Bewegung – Awareness Institut (awareness-institut.net)
[2] Definitionsmacht – Awareness Institut (awareness-institut.net)
[3] Parteilichkeit – Awareness Institut (awareness-institut.net)